Wittus Witt löst seinen Werktitel ein, indem er die Weltstadt mit perspektivbreitem Blickwinkel über die Zauberkunst hermeneutisch umrundet. Es werden u. a. die fünf Münchener Zaubervereine, die Zaubergeschäfte und Zauberapparatehersteller, die auftretenden, historischen wie aktuellen Zauberkünstler, die Zaubersalons, -bühnen und Zirkusse, die Kleinkunst- und Theater-Szene, die Straßenzauberei und die Zauberausstellungen betrachtet. Stadtgeschichte und -geschichten, wie der „Zaubergarten“ der Manns, in dem Weltliteratur, z. B. der „Zauberberg“ oder „Mario und der Zauberer“, entstand, ist auch erfasst. Für diese mal unterhaltend mal fachspezifisch akribisch formulierten Kapitel hat Witt kompetente und international bekannte Autoren gefunden. Immer wieder erfreuen die den Artikeln thematisch zugewiesenen Abbildungen. Werbeplakate, z. B. von Kalchner, Bellachini und Schenk, Bilder und Fotos von Robin, Kassner, Houdini oder Fredo Marvelli, illustrieren neben vielen anderen einen historischen Teil. Vom zeitgeschichtlich relevanten Gruppenfoto des Weltkongresses in München 1936 bis zu aktuellen Fotos von zaubernden Koryphäen mit fester Beziehung zur Stadt wie die FF oder die in den Münchener Zauberwochen auftretenden Weltstars reicht der auf Papier gebannte Druckgenuss.
Dabei führt der Herausgeber auch durch verschiedene emotionale Leseeffekte. Die Entlarvung eines Mentalmagiers mit politischer Brisanz im Kalten Krieg der 50er Jahre, zu der Witt ein Interview mit „Blacky“ Fuchsberger, dem damaligen Rundfunksprecher in München, beisteuert, fesselt wohlig durch die Offenlegung des inszeniert Verborgenen. Eine Mischung aus Scham, Nostalgie und Verblüffung weiß Malte Herwigs Rückblick auf Kalanags Karrierebeginn vor genau 100 Jahren im Schwabinger Varieté bei Papa Benz zu transportieren. Einen Liebesbrief an die magische Stadt schreibt David Copperfield, der hier seine Deutschlandtournee begann. Charme sprüht aus den Interviews und Erzählungen der Berufszauberinnen Chess Litten und „Fritzi“ Roeder. Begeisterung erwecken die gefühlt live mitzuerlebenden Sequenzen aus dem Kristelli, wo Alexander Krist derzeit seine ideenreiche und atemraubende Show zelebriert.
Die Beilagen werden Sammler ansprechen. Zum einen ist es der Faksimiledruck eines 26-seitigen Original-Kalanag-Programmheftes des Deutschen Theaters München von 1954. Zum anderen ist es der Nachdruck von 100 Zigarettenbildchen von 1935 im Vorfeld des Weltkongresses in der Stadt. Die als sogenannte Zauberscherze deklarierten Zaubertricks der Austria Werke in München fangen nicht nur mit ihren nostalgischen Zeichnungen, sondern auch mit ihren Trickbeschreibungen die damaligen Umgangsformen des Alltags ein.
Dieser Prachtband ist eine einzigartige, innovative und graphisch schöne Hommage an diese Zauberstadt.
Hardcover, Fadenheftung, Kapitalband, Schutzumschlag, über 200 überwiegend vierfarbige Abbildungen, Format 28 x 24 cm, 232 Seiten, Verlag Magische Welt, 2022, ISBN 978-3-947289-70-7, 49,50 Euro mit Beilagen
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